INDUSTRIEMAGAZIN | Handelsbeziehungen: Deutsch-Österreichische Handelsbeziehungen: 4.400 deutsche Unternehmen sichern rund 360.000 Jobs in Österreich

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„Wirtschaft braucht Energie“, betont Pötsch. Diese müsse nicht nur verlässlich zur Verfügung stehen. Sie müsse auch finanzierbar sein. Positiv sei daher der Ausbau der WAG – der West-Austria-Gasleitung und die Zusammenarbeit der Bundesländer bei der Wasserstoffversorgung im Rahmen des “H2-Süd-Korridors”. Auch beim Ausbau der Stromnetze brauche es mehr Tempo. Pötsch: „Wir brauchen eine verstärkte länderübergreifende Zusammenarbeit, um die Herausforderungen im Energiesektor gemeinsam anzugehen und die Energiewende voranzutreiben. Wir brauchen mehr Europa in der Energiepolitik.“

Auch Wifo-Chef Felbermayr fordert Reformen der Politik: “Der Strompreis muss für alle nachhaltig niedrig sein.” Handlungsbedarf gebe es auch beim Gaspreis. Dieser sei in Europa sechsmal so hoch wie in den USA. Da sich Europa und Asien im selben Gasmarkt befinden, sind zwar auch in China die Gaspreise entsprechend hoch, allerdings würden diese in der Volksrepublik durch Subventionen gedrückt. Statt auf Protektionismus solle die Politik auf Offenheit setzen, das wichtigste Projekt, um das Wachstum zu beschleunigen, sei, den gemeinsamen Markt weiterzuentwickeln. “Hier geht es um die Umsetzung einer Energieunion, einer Kapitalmarktunion und einer gemeinsamen Infrastrukturoffensive”, so Felbermayr. Auch einen möglichen Gas-Stopp aus Russland aufgrund des Endes des Gastransits durch die Ukraine sieht Felbermayr entspannt. Die benötigten Mengen können aus dem europäischen Netz geliefert werden, die Speicher seien voll, ausreichend Gas vorhanden. Zudem merkte Felbermayr an, dass bereits 2022 – nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit – kaum russisches Gas nach Österreich gelang. Eine Notwendigkeit zur Diversifizierung der Gasversorgung sieht der Experte aber sehr wohl.

>>> Fließt ab Januar 2025 kein Gas mehr durch die Ukraine nach Österreich?

Pötsch ist auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volkswagen AG und Vorsitzender des Vorstands der Porsche SE. Relativ gelassen sieht der Vertreter der Automobilhersteller die Offensive der chinesischen E-Auto-Hersteller. Die europäische Autoindustrie sei vor Jahrzehnten auch durch den Vormarsch japanischer und koreanischer Hersteller besser geworden. Es gebe “keinen Grund für weitreichende Maßnahmen”, so Pötsch. Langfristig sei auch für die chinesischen Hersteller eine Produktion in Europa notwendig. Dabei unterlägen sie wie Volkswagen oder BMW den selben Regularien und den selben Produktionskosten. Dadurch würden die Kostenvorteile der Chinesen schwinden. Die EU-Kommission hatte im vergangenen Herbst angekündigt, eine Antisubventionsuntersuchung in Bezug auf den Import von Elektroautos aus China einzuleiten.

>>> EU will Voraussetzungen für Zölle auf chinesische E-Autos schaffen

Felbermayr steht der Einführung von Zöllen auf chinesische Elektroautos ebenfalls kritisch gegenüber. Sollte die EU diese einführen, werde China wahrscheinlich Gegenzölle erheben. Das würde dann anderen Industrien schaden. Die Androhung von Zöllen dürfe nur “mit größter Vorsicht” eingesetzt werden. Für Felbermayr sollten insbesondere die Binnenmärkte gestärkt werden: Auch für China sind Europas Binnenmärkte wertvoll. Ein starker Binnenmarkt kann zudem ein starker Wachstumsmarkt sein. Drohpotential könne zwar helfen, eigene Interessen durchzusetzen, “die beste Drohung ist aber eine, die man nicht zum Einsatz bringt”, so der Experte weiter.

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